Von Jochen Böing
6:25 Uhr, Wohnbereich 3, Seniorenzentrum Haus St. Josef, Heiden
Der Tag beginnt. Ich begrüße die eintrudelnden Kolleginnen und Kollegen durch freundliches Anstupsen der Hand. „Hallo Paul“ kommt dann der Gruß zurück, verbunden mit einer liebevollen Streicheleinheit.
Danach wird es für mich erst einmal langweilig. „Dienstübergabe“. Ich hocke an Christophs Füßen unter dem Schreibtisch und döse vor mich hin. Zwischendurch werde ich schon mal unruhig und arbeitswütig. Ich belle höflich und auffordernd – meist habe ich aber noch keinen Erfolg.
6:30 Uhr: Action! Ich folge Christoph auf Schritt und Tritt. Er geht zu den Bewohnern, beginnt mit der Pflege. Auf dem Weg lege ich ihm, oder auch anderen zufällig vorbeilaufenden Menschen, meinen Ball vor die Füße. Das klappt fast immer! Wegschießen oder Werfen und ab geht’s! Ich bin ein Border-Collie-Mischling! Ball wiederholen – that’s my job!
Nach und nach sind nicht nur die Pflege-Menschen, sondern auch die Bewohner-Menschen auf den Beinen. Nun ist der Paul gefragt! Frau B. ruft: „ooohhooo, Onkel Paul, komm mal hiiier“. Paul im Amt geht selbstverständlich zu ihr, begrüße sie und werde schön gestreichelt. Das tut uns beiden gut. Dann geht Frau B. ans Frühstücksbuffet und ich begrüße weitere Bewohner – oder leg mich unter den Tisch. Päuschen.
Nach dem Frühstück greife ich aktiv ins Geschehen ein! Viele Bewohner rufen mich. Als gut ausgebildeter Wohnbereichshund folge ich den Rufen. Frau S. kommt aus ihrem Zimmer. Ich gebe ihr meinen Ball in die Hand und sie wirft in den Flur entlang. Ab geht der Paul! Wiederholen? Sehr gerne!
Frau P. kann nicht gut werfen. Ich lege ihr den Ball in den Schoß und dann streichelt sie mich – schön! Sie lächelt mich an – schön! Weiter geht’s. wer will noch mit mir spielen?
Günter kommt, unser „Watermänneken“ (Haustechniker). Er bringt neues Mineralwasser für die Bewohner-Menschen.
„Moin Paul“ ruft er immer. Wenn ich dann lieb bin und gut höre nimmt er mich mit. Eine Runde raus an die Luft – dass tut während der Arbeit gut!
10:30 Uhr: Frühstückspause der Kolleginnen und Kollegen. Ich bin dann schon ein bisschen groggy. Für meine Arbeit werde ich gelobt. Es gibt auch eine Belohnung!
Wie sagen wir Border-Collie-Mischlinge immer: „Hund lebt nicht nur vom Brot allein – ’ne Scheibe Wurst darf’s schon mal sein!“
Klappt auch meist 😉
Mit freundlichem „wuff“,
Paul
Jochen Böing Er gewann mit dieser Geschichte den 3. Platz beim Schreibwettbewerb SMMP 2012.