Das habe ich in dieser Form im Haus St. Josef noch nie gehört.
Es war ein ganz normaler Morgen gegen 8.30 Uhr im kleinen Tagesraum im Wohnbereich III. Nach und nach trudelten die BewohnerInnen der Frühstücksrunde nach der verrichteten Morgenpflege bei mir ein, um ihr Frühstück einzunehmen.
Unsere Jahrespraktikantin Louisa schob Frau P. an ihren Platz und machte sich auf zum nächsten Bewohner, nicht ohne Frau P. einen guten Appetit zu wünschen.
Louisa war schon fast an der Tür angelangt, als Frau P. ihr ein ganz zärtliches, leises „Ich liebe dich“ mit auf den Weg gab. In eben diesem Klang entgegnete Louisa ihr von der Tür aus: „…und ich liebe dich“ und setzte ihren Weg fort. Frau P. lächelte in ihrer dezenten persönlichen Art vor sich hin und wandte sich dann ihrem Frühstück zu.
Ich war ganz angerührt, dass ich diesen Moment miterleben durfte.
Eines war sicher: Da hatte eine gute beidseitige Begegnung stattgefunden. Der Funke zwischen einem ganz jungen Menschen und einer Seniorin war übergesprungen!
Dieser Moment stimmte mich ganz warmherzig.
Louisa macht seit einigen Wochen ihr Praxisjahr in unserer Einrichtung. Sie geht zur Fachoberschule mit dem Ziel, das Fachabitur im Bereich Soziales zu machen. Louisa ist gern im Haus St. Josef und kann sich schon jetzt, nach nur einigen Wochen, vorstellen, die Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin zu machen.
Neben Louisa gibt es in den beiden anderen Wohnbereichen noch Annika und Marita, die ein Bundesfreiwilligenjahr absolvieren. Allen dreien ist gemeinsam, dass sie sich mit ihren Aufgaben im Haus St. Josef wohl fühlen und ihnen die Arbeit mit „unseren“ Senioren Freude bereitet.
In Zeiten des Fachpersonalmangels, der sich auch im Haus St. Josef bemerkbar machen wird, ist es wichtig, jungen Menschen die Türen zu öffnen und ihnen zu ermöglichen, den Pflegealltag kennen zu lernen, ehe sie sich für ein Ausbildungsziel festlegen.
Viele unserer Jahrespraktikanten entschieden sich bisher für die Altenpflegeausbildung, weil sie schnell gemerkt haben, dass Ihnen der Umgang mit Senioren Sinn gibt und Freude macht, auch wenn es immer wieder durchaus belastende Situationen gibt. Nachdem vor drei Jahren die Altenpflegeumlage wieder eingeführt wurde, können wir bis zu zwei Schüler pro Jahr ausbilden.
Aufgrund der demografischen Entwicklung in den nächsten Jahren ist es elementar wichtig, dass es ausreichend Nachwuchskräfte im Pflege- und Betreuungsbereich gibt. Wir müssen nicht nur mit einer vermehrten Nachfrage von Senioren rechnen – wir wissen auch jetzt schon, dass in den nächsten zehn Jahren viele unserer bewährten langjährigen MitarbeiterInnen aus Altersgründen aus dem Dienst ausscheiden werden. So sind junge Menschen, die sich im sozialen Bereich engagieren wollen und denen die Arbeit mit Senioren am Herzen liegt, die unkompliziert in Beziehung zu Menschen treten können und sich für deren Belange interessieren unser aller Zukunft! Herzlich Willkommen im Haus St. Josef!